Die weltweite Inflation und die Auswirkungen auf die industrielle Sachversicherung

Die stark ansteigenden Preise für Rohstoffe und wichtige Wirtschaftsgüter waren bereits im Winter 2021/2022 spürbar. Allerdings wurde die Inflation von den größten Notenbanken zum damaligen Zeitpunkt noch als vorübergehende Entwicklung gesehen. Der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine hat die Preisentwicklungen in den letzten Monaten aber nochmals deutlich verschärft.

Die aktuelle Versorgungslage bei den gängigen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen bezeichnen viele Unternehmen als schlecht oder sehr schlecht. Immer häufiger fehlen bereits benötige Vormaterialien bzw. Halbfabrikate, aber auch die Energiepreise haben kräftig angezogen. Dazu können Abhängigkeiten von einzelnen Lieferanten oder ganzen Lieferantenmärkten (Ländern) wie z.B. China kommen. Daraus ergeben sich weiter ansteigende Preise und zunehmend volatile Beschaffungsmärkte, die das Einkaufsmanagement erschweren.

Die anhaltende Inflation führt auch zu Mehrkosten bei Sach- und Betriebsunterbrechungsschäden

Dies hat unmittelbare Auswirkungen: Durch die steigenden Preise für gewerbliche Produkte und Baumaterialien steigen auch die Wiederbeschaffungs- und die Wiederaufbaukosten nach einem Schadenereignis an, d.h. die Schäden werden also insgesamt teurer. Auch führen die Lieferkettenprobleme oft zu verzögerten Wiederbeschaffungs-/Lieferzeiten und damit zu verlängerten Reparatur- und Wiederaufbauzeiten, so dass vereinbarte Haftzeiten ggf. ausgereizt werden und zu höheren Kosten bei Betriebsunterbrechungsschäden führen.

Durch ansteigende Preise und höhere Lagerbestände drohen Unterversicherungen

Durch die Inflation steigt auch zunehmend die Gefahr einer Unterversicherung. Angesichts der steigenden Preise – insbesondere bei Rohstoffen sowie Wiederbeschaffungskosten –könnten die vertraglich vereinbarten Versicherungssummen ggf. zu gering bemessen sein. Zugleich führen eine hohe Nachfrage und ein knapperes Angebot auch dazu, dass viele Unternehmen ihre Einkaufspolitik/Lagerbestände ändern: Z.B kaufen sie für Material nicht mehr auftragsbezogen, sondern auf Vorrat, was dann zu erhöhten Lagermengen führt.

Automatische Anpassung der Versicherungssummen durch Wertzuschläge

In industriellen Sach-Versicherungsverträgen sind regelmäßig Wertzuschlagsklauseln enthalten; sie sollen sicherstellen, dass die Versicherungssummen an eine veränderte Preisentwicklung automatisch angepasst werden. Aufgrund der starken Inflation ist jedoch nicht mehr sichergestellt, dass diese Klauseln die notwendige Anpassung/Erhöhung der Versicherungssummen ausreichend abbilden. Wir empfehlen daher, bei Überprüfung der Versicherungssummen zukünftig einen zusätzlichen Sicherheitszuschlag einzurechnen.

Unterjährige Überprüfung der Versicherungssummen und Haftzeiten ist notwendig

Während der anhaltenden und ggf. sich ausweitenden Inflation sollten Unternehmen daher ihre Versicherungssummen auch unterjährig und sorgfältig überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Das gilt auch für die Haftzeiten in der Betriebsunterbrechungsversicherung.

Dies wiederum kann dazu führen, dass vereinbarte (Jahres-)Höchstentschädigungen nicht mehr ausreichend sind. Diese Summenbegrenzungen sind in einigen Fällen notwendig, um ein Risiko am Versicherungsmarkt überhaupt versicherbar zu machen.

Die Folgen einer Unterversicherung können im Schadenfall erhebliche Auswirkungen auf Unternehmen haben. Denn die Versicherer sind berechtigt die Entschädigungsleistung anteilig zu kürzen, wenn die Versicherungssumme niedriger ist als der tatsächliche Versicherungswert.

Bitte sprechen Sie bei Fragen gerne Ihre Kundenbetreuer an. Das SÜDVERS-Team steht Ihnen stets beratend zur Seite.

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