Es war die wahrscheinlich brisanteste Schlagzeile des gestrigen Tags – Die „Ever Given“ ist freigeschleppt. Der Verkehr nimmt wieder Fahrt auf und der Stau, der sich innerhalb der letzten Tage auf beiden Seiten des Kanals gebildet hat, wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit zeitnah auflösen – auch wenn „zeitnah“ in diesem Fall einige Tage oder Wochen bedeutet. Aus diesem Grund ist mit weiteren erheblichen Verzögerungen zu rechnen. Diese werden unter anderem durch die derzeit angespannte Situation des weltweiten Containermangels in Asien auf den Routen nach Nordamerika und Europa verschärft. Auch steht zudem nicht fest, ob der Kapitän der „Ever Given“ die Havarie-Grosse ausgerufen hat.
Welche Folgen hat eine Havarie-Grosse für Unternehmen?
Eine Havarie-Grosse liegt vor, wenn der Kapitän eines Schiffs zur Rettung aus unmittelbarer, gemeinsamer Gefahr für Schiff und Güter außergewöhnliche Aufwendungen (z. B. zur Bergung) oder Aufopferungen (z. B. Seewurf der Güter, Strandung des Schiffs, Flutung der Laderäume bei Feuer) veranlasst. Für die anfallenden Schäden und Kosten haften alle am Seetransport beteiligten Parteien im Verhältnis der Werte der geretteten Waren. So können Ansprüche bis zur Höhe Ihres eigentlichen Warenwertes auf die beteiligten Partner zukommen.
Welche Lösungen bietet in allen diesen Fällen eine Transportversicherung, auch wenn die Waren sich nicht direkt auf der „Ever Given“ befinden, sondern im Stau stehen?
- Zunächst einmal sind alle direkten Schäden versichert, die durch das Festkommen des Schiffes an der Ware, die sich an Bord befand, entstanden sind.
- Darüber hinaus sind eventuell zu leistende Einschüsse zur Havarie-Grosse ebenfalls abgedeckt. Im Fall der Havarie-Grosse kann der Reeder ein Pfandrecht an der Ware geltend machen und diese einbehalten, bis der Eigentümer seinen Kostenanteil geleistet hat. Ist das Gut nicht versichert, geschieht dies in der Regel bar durch einen Cash Deposit. Besteht eine Transportversicherung, erhalten Sie von dieser einen General Average Bond oder eine General Average Guarantee. Gegen diese Garantie des Versicherers zur Übernahme Ihrer Anteile an der Havarie-Grosse erhalten Sie vom Reeder Ihre Ware und können frei über sie verfügen.
- Spezialfälle stellen weitere Auswirkungen, wie die Verzögerung der Reise oder auch Vermögensschäden, dar. Vor allem die zu erwartenden Vermögensschäden durch eine verspätete Anlieferung können noch nicht bewertet werden. Hier bieten zudem marktübliche Bedingungen wie die [DTV-Güter 2000/2011 – Volle Deckung] oft keinen Versicherungsschutz.
SÜDVERS Handlungsempfehlung
Grundsätzlich sind in der SÜDVERS-Transportversicherung jedoch Verzögerungen der Reise mitversichert, ebenso Vermögensschäden, wenn nach Maßgabe des deutschen anzuwendenden Rechts ein am Transport Beteiligter hierfür zu haften hätte. Sofern sich die Ware auf der „Ever Given“ oder einem der blockierten Schiffe befindet, empfehlen wir, sich unverzüglich mit SÜDVERS oder dem eigenen Transportversicherer in Verbindung zu setzen:
- Wir prüfen, welche weiteren Schritte im Hinblick auf die Versicherung Ihrer Ware oder drohende Vermögensschäden zu unternehmen sind.
- Gleichzeitig informieren wir Ihren Transportversicherer, damit Ihnen durch eine andere Route des Schiffes und z. B. der Fahrt durch Piratengebiete bei einer Ersatzroute um Südafrika oder eine zu erwartende deutlich längere Reise keine Nachteile entstehen.
Zu möglichen Regressansprüchen gegen den Reeder oder andere Beteiligte lässt sich im Moment noch nichts sagen. Dieses Beispiel zeigt erneut, wie wichtig es in einer globalisierten Welt ist, sich über die Risiken für Ihre Warenströme bewusst zu werden und gemeinsam mit SÜDVERS hierfür die passenden Versicherungslösungen zu finden und umzusetzen.
Wenn Sie weitere Fragen zur aktuellen Situation rund um die Havarie der „Ever Given“ oder sonstige Transportrisiken haben, sprechen Sie uns gerne an!
Weitere Informationen unter: www.suedvers.de/leistung
Hier können Sie die vollständige Einschätzung herunterladen und lesen.