Steigende Zinsen im Lebensversicherungsgeschäft

Durch die Zinswende haben sich die Rahmenbedingungen für Lebensversicherer 2022 merklich verändert. In einer aktuellen Studie hat sich die Rating-Agentur Assekurata daher mit der Verzinsung von Lebensversicherungsverträgen in Klassik-, Neue Klassik- und Indextarifen beschäftigt und hierbei die Entwicklung der Überschussbeteiligung und Garantien betrachtet.

Mit den Leitzinserhöhungen als Reaktion der Europäischen Zentralbank auf die starke Inflation, sind auch die Zinsen am Kapitalmarkt gestiegen. Somit legen Versicherer ihre Überschussdeklaration nach Jahren der Null- bzw. Negativ-Zinspolitik nun erstmalig wieder vor dem Hintergrund steigender Zinsen fest.

Doch macht sich diese Veränderung tatsächlich bereits in der Überschussbeteiligung bemerkbar?

Überschüsse werden vom Versicherer im Leistungsfall ergänzend zu den im Lebens- oder Rentenversicherungsvertrag garantierten Leistungen ausgezahlt und erhöhen so die tatsächlich ausbezahlte Leistung. Die Höhe der Überschussbeteiligung legen Lebensversicherer jährlich in Abhängigkeit ihrer Kosten- und Risikokalkulation, ihrer tatsächlichen Geschäftsentwicklung, der wirtschaftlichen Lage und dem Erfolg der Anlagestrategie sowie des aktuell gültigen Höchstrechnungszinses fest. Dieser Garantiezins wurde zum Jahresbeginn 2022 auf 0,25 % abgesenkt, was die Kalkulation von Garantien insbesondere in klassischen Lebens- und Rentenversicherungsprodukten erschwerte.

In den deklarierten Überschussbeteiligungen zeichnen sich die gestiegenen Marktzinsen voraussichtlich erst sukzessive ab. Dass sich der recht starke Zinsanstieg am Kapitalmarkt nicht direkt vollumfänglich auf die Überschussbeteiligungen der Lebensversicherer überträgt, ist auf die Eigenschaften des Geschäftsmodells zurückzuführen. Aufgrund der langfristigen Kapitalanlage der Versicherer nimmt es einige Zeit in Anspruch, bis sich der erhöhte Marktzins in der Kapitalanlage auswirkt. Darüber hinaus sind durch den Zinsanstieg stille Lasten in den Bilanzen der Lebensversicherer entstanden, welche den positiven Einfluss des Kapitalmarktzinsen auf die Überschussdeklaration vorerst ebenfalls noch bremsen.

Es ist entsprechend wenig überraschend, dass viele Versicherer am Markt in ihrer Überschusspolitik bisher noch verhalten agieren, obwohl sich die Ertragsperspektiven durch die Zinserhöhung nun attraktiver gestalten.

Die verbesserten Perspektiven lassen sich jedoch trotzdem bereits jetzt auf dem Markt wiedererkennen: gemäß der Studie der Assekurata hat 2023 keiner der betrachteten Versicherer seine laufende Verzinsung – bestehend aus dem Garantiezins und der Überschussbeteiligung – reduziert. Einzelne Anbieter haben die laufende Verzinsung im neuen Jahr sogar angehoben. Diese, auf den Gesamtmarkt bezogene Erhöhung der Überschussbeteiligung geschah zuletzt vor 15 Jahren.

Etwas schneller als bei Verträgen mit laufender Beitragszahlung reagieren Lebensversicherer im Bereich der Einmalbeiträge – hier ist gemäß der Marktstudie der Assekurata bereits jetzt ein deutlicher Anstieg des Deklarationsniveaus der Überschussbeteiligung zu erkennen.