BUSINESS KNIGGE
Südafrika
Südafrika, die zweitgrößte Volkswirtschaft des afrikanischen Kontinents, hat im regionalen Vergleich eine gute Infrastruktur, einen Finanzsektor auf hohem Niveau, viele Rohstoffreserven, die den größten Teil der südafrikanischen Exporte ausmachen, sowie ein verlässliches, unabhängiges Rechtssystem.
Für deutsche Unternehmen ist die Kaprepublik ein chancenreicher Markt, insbesondere in den Bereichen erneuerbare Energien, Wasser und Infrastruktur. Die etwa 600 deutschen Unternehmen im Land beschäftigen rund 90.000 Personen. Zahlreiche Unternehmen schätzen Südafrika auch als Tor zu weiteren afrikanischen Märkten.
Die Umgangsformen in Südafrika sind ein Mix verschiedener kultureller Einflüsse von afrikanischen Stämmen, den Nachfahren der Buren, britisch-stämmigen Südafrikanern, Indern und malaischen Sklaven. Von der „Regenbogennation“ ist Südafrika auch nach beinahe 25-jähriger Beendung der Apartheidspolitik noch um einiges entfernt. Die Kultur wird vor allem innerhalb der Bevölkerungsgruppe gepflegt. Während die schwarze Bevölkerungsmehrheit das politische Leben dominiert, hat die weiße Bevölkerungsminderheit das Wirtschaftsleben noch weitgehend in ihrer Hand. Die Großstädte sind recht modern und stellenweise europäisch geprägt, während in ländlichen Gegenden noch die alten Stammessitten gelten. Der Umgang mit diesen Unterschieden und die Multiethnizität des Landes machen für Besucher die Herausforderung aus. Daher hier einige Tipps, sich dem Land zu nähern.
Auftreten
Die Südafrikaner selber sind freundlich, aufgeschlossen und ausgesprochen gastfreundlich. Die Begrüßung ist abhängig von der Bevölkerungszugehörigkeit und reicht vom kraftvollen Händedruck bei offiziellen Anlässen bis zum beidhändigen Umfassen der Hand. Oft ist der erste Kontakt locker mit dem freundlichen „Hello“ oder dem recht gebräuchlichen Howzit (How is it bzw. wie geht’s). Zwischen Männern und Frauen reicht ein kurzes Nicken. Nach der Begrüßung spricht man sich unter hierarchisch oder gesellschaftlich Gleichgestellten schnell mit dem Vornamen an. Häufig gilt das auch gegenüber Geschäftspartnern aus anderen Ländern. Solange man bei der Sie-Form ist, sollten aber auch Titel verwendet werden. Es wird geraten abzuwarten, welchen Gruß der Gesprächspartner wählt und sein eigenes Verhalten dann daran anzupassen.
Offiziell gibt es elf Landessprachen in Südafrika, wobei Englisch von allen verstanden wird. Ein paar Worte in der traditionellen Stammessprache wirken oft Wunder bei der Kommunikation. Seriöses Auftreten ist in Südafrika geschätzt – Statussymbole sind beliebt. Bei geschäftlichen und offiziellen Anlässen gibt man sich förmlich und trägt Anzug mit Krawatte oder Kostüm in gedeckten Farben. In der Freizeit kleidet man sich eher leger.
Geschäftswelt
Zwischenmenschliche Kontakte sind in der südafrikanischen Geschäftswelt sehr wichtig – Verbindungen basieren oft auf persönlicher Freundschaft. Das erste Meeting wird zum Kennenlernen und Festigen der Beziehungen genutzt. Die Qualität der persönlichen Beziehung entscheidet dann über den Erfolg. Geschäfte brauchen in Südafrika Geduld. Zeit wird nahezu als Statussymbol gesehen – man kann es sich leisten, zu spät oder langsam zu sein. Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Fleiß stehen hoch im Kurs. Pünktlichkeit wird geschätzt. Visitenkarten sind üblich. Termine sollten weit im Voraus gemacht, Meetings zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar und in der Osterzeit vermieden werden.
Eine freundliche und nicht zu direkte Gesprächsführung, in der vor allem Kritik und abweichende Meinungen eher mit Zurückhaltung formuliert werden, wird empfohlen. Der Gesprächspartner sollte nicht unterbrochen werden, das gilt als sehr unhöflich. Je nach Bevölkerungsgruppe werden schriftlich niedergelegte Verträge erst durch verbale Übereinkünfte wirklich bindend. Oft wird bei Verhandlungen der gemeinsame Vorteil angestrebt, das Angebot sollte daher realistisch ausfallen.
Einladungen ins Restaurants oder nach Hause – beispielsweise zu einem traditionellen Braai and Beer (Grill) am Wochenende – sind üblich, werden in ländlichen Regionen aber häufiger ausgesprochen als in Großstädten. Wenn man eingeladen ist, sollte man vor allem pünktlich sein. Ein kleines Geschenk (Süßigkeiten oder Wein) ist obligatorisch – von einem teuren wird abgeraten. Es ist üblich, Geschenke sofort nach Erhalt zu öffnen.
Die Hauptmahlzeit, das Dinner, wird normal ab etwa 18 Uhr serviert. In Restaurants sollte ein Tisch reserviert werden. Man wartet auf den Ober, um an den Tisch gebracht zu werden. Im Normalfall ist in der Rechnung kein Trinkgeld enthalten, weshalb man dem Kellner in der Regel ein Trinkgeld in Höhe von zehn Prozent des Rechnungspreises gibt. Besonders ist sicherlich die Möglichkeit, seinen eigenen Wein mitzubringen (Bring Your Own, kurz BYO). Dafür muss man dann ein so genanntes Korkengeld zahlen.
Bräuche, Sitten, Tabus
Bei Themen wie Rassenprobleme, Apartheid und AIDS sollten Gäste in der Bewertung Zurückhaltung üben.
Gute Gesprächsthemen sind die Schönheit des Landes und die Nationalparks mit ihrer Tierwelt, Afrika als Wiege der Menschheit, Sport (Rugby und Cricket bei den Weißen, Fußball bei den Schwarzen) und Autos.
Die Townships besucht man besser in geführten Touren.
Es wird nicht gern gesehen, wenn Ausländer bettelnden Kindern Geld zustecken. Das könnte sie zu einer Bettlerkarriere animieren.
Bevor man Fotos von Menschen macht, sollte man um Erlaubnis fragen. Militärische Einrichtungen sollte man ebenfalls nicht ungefragt fotografieren.
FKK ist nirgendwo in Südafrika erlaubt. Oben ohne Baden ist immer noch unüblich und wird nicht gerne gesehen.